Text: Robert Schütz; Publiziert im Schweizer Baujournal –
Auf dem Bürgenberg entsteht für 500 Millionen eines der grössten Hotelprojekte der Schweiz. Bis zur Eröffnung sind noch einige Hürden zu nehmen. Schon jetzt wurden 240 Millionen verbaut. 2017 soll Eröffnung sein. Aktuell sind die Bauarbeiten auf Kurs.
Berühmte Gäste aus aller Welt liessen das Bürgenstock Resort einst zur Legende werden. Nun hat ein neues Kapitel mit Luxushotelerie, Healthy Living und Residence-Suiten begonnen“, heisst es in einem hochwertigen Hochglanzprospekt, das schon einmal jetzt auf die Fortsetzung von Glanz und Gloria vergangener Tage einstimmen soll. Doch von Glamour ist zurzeit noch keine Rede. Noch dominieren Bauarbeiter und geschäftige Planer in Gummistiefeln das Bild der grössten Baustelle der Zentralschweiz. Und doch kann man bereits genau erkennen, wo alles einmal hinkommt.
Zur Tradition gesellt sicher modernste Architektur
Einige Gebäude bleiben erhalten und werden entweder ganz ausgehöhlt und vollkommen neu gestaltet, so z.B. das PalaceHotel aus dem Jahre 1906 (4 Sterne Superior. Neu errichtet wird auch das Waldhotel, ein «Healthy Living»- Haus, welches ganzjährig Rekonvaleszenz und Therapien anbietet. Vom Gebäude sind bereits 6 der 9 Stockwerke klar erkennbar. Ebenfalls neu entsteht das Bürgenstock Hotel (vormals Park Hotel), ein 5 Sterne Superior Haus mit 100 Zimmern, welches das Herz der Anlage bilden soll. Was das Bürgenstock Resort, wie das gesamt Luxusdorf offiziell heisst, so unique macht, ist die Vielzahl der Einrichtungen, die kaum Wünsche offen lassen. Nach Fertigstellung werden hier insgesamt über 30 Gebäude entstehen, die sich über fast einen Kilometer erstrecken. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden bereits ca. 240 Millionen in Planung, Steine, Beton und Infrastruktur investiert. Insgesamt beläuft sich das Budget auf 500 Millionen Franken.
Planungs- und Bauarbeiten auf Kurs
Aktuell, gut zwei Jahre vor der Eröffnung, sind die Planungs- und Bauarbeiten auf Kurs. Von den 75 Baubewilligungen hat die Bürgenstock Hotels AG mittlerweile 73 erhalten. Noch stehen 13 Bewilligungen aus. Doch sieht man auch das recht optimistisch, so wie überhaupt ein Höchstmass an Zuversicht bei diesem ehrgeizigen Grossprojekt herrscht. Manch ein Aussenstehender wird sich vielleicht fragen: Wird diese Rechnung aufgehen?
„Das Gesamtinvestitionsvolumen soll die Volkswirtschaft in der Region ankurbeln“, so eine Studie der BAK Basel Economics AG. Laut dem unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstitut beträgt das direkte und indirekte Umsatzvolumen des neuen Bürgenstock Resorts, wenn dann mal alles Betrieb ist, rund 140 Millionen Franken pro Jahr. Zudem ist die Rede von insgesamt 1100 Arbeitsplätzen. Hierzu zählen Angestellte die direkt im Resort beschäftigt sein werden und Zulieferer, die indirekt von dem neuen Luxusdorf profitieren sollen. „Das neue Resort führt beim Kantonen Nidwalden zu jährlichen Steuereinnahmen von rund 8 Millionen Franken“, so die Schätzungen BAK Basel, einem unabhängigen Schweizer Forschungsinstitut, das volkswirtschaftliche Analysen und Prognosen erstellt.
Baustellenlogik auf hohem Niveau
Doch vor dem Lohn steht bekanntlich der Schweiss. „Nun gehen die Bauarbeiten in die intensivere Phase“, heisst es in einer Medienmitteilung der Projektverantwortlichen. An die 500 Planer und Bauarbeiter werden dann hier im Einsatz sein. Bisher musste zunächst viel Zeit und Geld in die Basisstruktur investiert werden. Denn immerhin liegt das Bürgenstock Resort hoch über dem Vierwaldstätter See auf ca. 874 m über dem Meer und ist zurzeit nur über eine Zufahrtsstrasse zu erreichen. Daher wird die Baustellenlogistik als einer der grössten Herausforderungen beschrieben. Auf Nachfragen erklärt der Mediensprecher Ronald Joho-Schumacher: „Die einzige Zufahrt für Lastwagen ist in der Breite und bezüglich Fahrzeuggewicht beschränkt – auf 30 Tonnen, früher gar auf 28 Tonnen. Die Strecke ab Autobahnausfahrt Stansstad bis zum Resort beträgt sieben Kilometer. Es stellte sich u.a. folgende Fragen: Wie transportiert man Materialien im Wert von CHF 120 Millionen auf den Bürgenberg und wie entsorgt man die rund 300‘000 Kubikmeter Aushub? Wie kann gewährleistet werden, dass 90‘000 Kubikmeter Beton immer genau dort vor Ort sind wo diese gerade gebraucht werden?
40 Tonner müssen vorher umgeladen werden
Hierzu musste zunächst eine Servicestrasse von 1200m Länge und einer Breite von 5.80 m gebaut werden. Das war notwendig, um das Ressort intern zu bedienen und um überhaupt mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Das Ganze Ressort ist zudem auf einem Bergkamm gelegen, das heisst: Die Lage ist beidseitig steil abfallend zum See oder Richtung Obbürgen. Hierzu wurden 70‘000 Kubikmeter Aushub des Waldhotels als Steinbruch für den gesamten Strassenbau genutzt. Als weiterer Transportweg auf die Bergregion, dient eine Materialseilbahn, die am Nordhang zur Seeseite den Höhenunterschied bewältigt.
Zusätzlich hat man auf dem Flugplatz Buochs einen Umschlagplatz eingerichtet, um ankommende Lastwagen mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen auf die maximal zulässige Gewichtsbeschränkung von 32 Tonnen umzuladen oder deren Inhalt zwischenzulagern. Ein weiterer Lagerplatz wurde in Obbürgen nötig. Hier hat man sämtliche wiederverwendbaren Natursteine aus Mauern und Plätzen bis zur ihrer späteren Verwendung zwischen gelagert. Auch die Kies Materiealien (0/22-0/63 – 0/100) für den Wege- und Strassenbau, sowie für den Sickerteppich, werden hier „parkiert“.
Insgesamt werden so mehr als 60‘000Kubikmeter Fels umgeschlagen. Auch der am Schluss benötigte Humus im Resort von ca. 6000 Kubikmetern wird erst einmal in Obbürgen deponiert.
Wie kommen 90 000 m3 Beton auf 874 m?
Die riesigen Mengen und verschiedenen Arten von Beton, die auf einer derartigen Grossbaustelle verarbeitet werden, stellen eine weitere logistische Herausforderung dar.
Hierfür wurde mit einem der grössten Anbieter für Zement, Kies und Beton in der Schweiz, der Firma Holcim, ein Liefervertrag abgeschlossen. Holcim liefert ab den Anlagen in Bürgenberg und Ennerberg insgesamt ca. 90 000 Kubikmeter Beton, wovon bereits die Hälfte verarbeitet wurde. Zum Einsatz kommen vor allem Normbetone. Zudem gibt es noch eine zusätzliche Anlage vor Ort um eine noch bessere Kapazitätsplanung zu gewährleisten. Spitzenabdeckungen oder einzelne Lieferungen von Spezialsorten kommen vom Werk Ennerberg. Im Gegenzug nimmt Hocim übrigens circa 90‘000 Kubikmeter Felsmaterial ab.
Ein Bewilligungsmarathon mit Hürden
Bauen in einem Gebiet, das sich über zwei Nidwaldner Gemeinden erstreckt (Stansstad und Ennetbürgen), braucht einige Aufwendungen im Bereich Koordination, das gilt besonders für die Bewilligungsverfahren. Bruno H. Schöpfer, Managing Director der Katar Hospitality Switzerland AG, zieht eine erste Bilanz: „Planung und Bau des Resorts kommen einem 42-Kilometer-Hürdenlauf gleich,2 scherzt er und erläutert: „Seit 2008 wurden zwei Zonenplanänderungen, die Erarbeitung von Gestaltungsplänen sowie unzählige Konzepte und Gutachten in Auftrag gegeben. Sowohl die kantonale wie auch die nationalen Gesetzgebungen sind nicht für Bauvorhaben von solchen Dimensionen ausgelegt. Auf Ebene der Bundesgesetze sind beispielsweise das Raumplanungsgesetz, Umweltschutzgesetz oder das Nutur- und Heimatschutzgesetz nicht aufeinander abgestimmt.“
Der 15.Januar 2015: Konnte man damit rechnen?
Eine Herausforderung ganz anderer Art bedeutet die Währungsentwicklung seit Planungsbeginn auf dem Bürkenstock. Die Aufhebung des Euro-Mindeskurses kam sicher für die meisten Schweizer mehr oder minder überraschend. Für den Bürgenstock bedeutet diese Veränderung Mehrkosten in Höhe von einigen Millionen Franken. Doch damit nicht genug: Die gesamte Wechselkursentwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf den Bau, sondern wird später vor allem die Betriebskosten beeinflussen. Schöpfer hierzu: „Die Hotellerie ist heute eine Gefangene im eigenen Land“, er erklärt weiter: „Ein Hotelier kann nicht wie viele sogenannte „bewegliche Kunden“ die Produkte mit grossen Einsparungen im EU-Raum einkaufen oder gar die Produktion ins Ausland verlagern. Er ist gezwungen, den grössten Teil, seiner Produkte zu überteuerten Preisen einzukaufen.“ Laut Schöpfer entspricht es einer Tatsache, dass die Hotellerie und dem Tourismus seit Jahren eine schlagkräftige Lobby im National- und Ständerat fehlt. Schöpfer bemängelt insgesamt die Unterstützung der Politik und fordert.
Bürgenstock Resort fügt sich der Natur und Umwelt
Das Bürgenstock Resort hat eine lange Tradition, und es bestehen einige Objekte, die es zu erhalten gilt. Vor allem aber die einmalige Landschaft verdient den besonderen Schutz. Die Bauherrin hat sich deshalb schon früh dafür entschieden, gemeinsam mit den verschiedenen kantonalen Amts- und Bundesstellen die bestmögliche Lösung zu finden. Eine Expertengruppe hat die Koordination mit den verschiedenen Amtsstellen und Kommissionen übernommen. Es entstanden schliesslich für die nötigen Massnahmen Kosten in Höhe von 43 Millionen Franken, woran sich die öffentliche Hand mit 1,5 Millionen Franken beteiligt. Am Ende ist jedoch das Gesamtbild entscheidend. Die Aussichten sind also gut, dass auf dem Bürgenberg ein Resort 2.o entsteht, das trotz aller Hürden, beste Chancen hat, an den Erfolg vergangener Zeiten anzuknüpfen.